Kasperln und Pioniere

Kein Mensch von Verstand betritt mehr die politische Bühne. Die Pioniere sind anderswo.

„Was soll man von einer Nation halten, die drauf und dran ist, zwei Kasperlefiguren mit der größten Macht auszustatten?“, fragte der Spiegel, und setzt nach: „Die Politiker, die ein Volk mit Macht ausstattet, lassen gewisse Rückschlüsse auf seinen mentalen und emotionalen Reifegrad zu. Erwachsene wählen Erwachsene, Kinder wählen Kasperlefiguren.“

Die gemeinten Kasperlefiguren Berlusconi und Grillo haben tatsächlich gewonnen und fügen sich damit unauffällig in das große Polittheater ein, wo etwa Trump auftritt – „ein Idiot“, wie der ehemalige Trump-Berater Sam Nunberg anmerkt. Wobei Nunberg aufgrund seiner bizarren Interviews selbst kein verlässlicher Zeuge für was auch immer ist und es ein Rätsel bleibt, wen er womit beraten haben mag. Eigenwillige Berater, die Rückschlüsse auf die Befindlichkeit der Beratenden zulassen, gibt es auch in Österreich. Die SPÖ wurde für Silberstein abgestraft, dafür regieren jetzt Burschenschafter, die gerne menschenverachtende Lieder intonieren.

Die Politik – ein Dschungelcamp

Die Politik ist zu einem Dschungelcamp verkommen, in das sich kein am Wohl der Erde interessierter Mensch mehr hineinreklamiert. Wer jetzt dort auftritt und keine irre Grimasse schneidet, auffällige Frisuren hat, wahnsinnige Dinge sagt und seine persönlichen biografischen Unfälle durch politischer Macht heilen möchte, wirkt wie eine Fehlbesetzung. „Eintritt nur für Verrückte“, stand am Magischen Theater in Hermann Hesses Steppenwolf und das wäre für die Tür zum heutigen Polittheater ein Euphemismus. „Eintritt nur für Schizoide“, käme dem näher. Will man dem „Spiegel“ folgen und durch die Gewählten Rückschlüsse auf den Zustand der Wählenden ziehen, so könnte man eine gespaltene, verwirrte, regressive Bevölkerung diagnostizieren.

Gerne wird ja von Auswüchsen des Patriarchats geschrieben, aber das muss ich als Mann zurückweisen. Der Patriarch ist dem griechischen Wortstamm nach ein „Urvater“, dem man eine gewisse Weisheit und strenge Klarheit zuschreibt. Davon sehe ich nichts. Eher haben wir ein weltumspannendes Puerat (von puer, lat, – Knabe), also eine Knabenherrschaft. Eine Herrschaft unreifer, nicht initiierter Prinzen, deren Begabung sich in ihrer Verhaltensauffälligkeit erschöpft. Niemand von Verstand mag an ihre Stelle, so dass sich ein eigenartiger Begriff von politischer Normalität etabliert.

Wie konnte es soweit kommen? Wo führt es hin?

Letzteres ist leichter zu beantworten. Die Herrschaft unreifer Knaben zerstört sich selbst. Der präpotente Überflieger, der niemals durch die Asche gegangen ist, erzeugt politische Brände und hinterlässt Verwüstungen, die er nicht versteht und für die er folglich die Verantwortung von sich weist. Von der offiziellen Politik ist daher in nächster Zeit nichts weiter zu erwarten als ein dramatisches Spektakel der Selbstauslöschung.

Wie konnte es soweit kommen?

Politik bezieht ihre Kraft nicht aus Funktionen und Institutionen, sondern aus Visionen. Nur die Vision gibt einer Gemeinschaft Kraft. Hinter einer Vision kann man Menschen vereinen, hinter Institutionen niemals. Auch die MitarbeiterInnen einer Bank sind nicht elektrisiert von der Zielvorgabe, wieder um fünf Prozent mehr Bausparverträge zu verkaufen. Warum sollten sie das tun und wozu? Sie wissen es nicht und es gibt auch niemanden, der eine gute Antwort hat. Es soll eben so sein, weil die Bank mehr Gewinn machen möchte. Punktum. Gibt es nur Ziele, aber keine Werte, erlahmt jedes Interesse und es gibt keine Loyalität. Und die Ziele der Politik? Im besten Fall: Sicherung des Wirtschaftsstandortes, Senkung der Arbeitslosigkeit. Wen soll das elektrisieren? Hinter Leerformeln von der Senkung der Arbeitslosigkeit verbergen sich Hilflosigkeit und Visionslosigkeit.

Die letzte glaubwürdige Vision hieß „Wohlstand für alle“ in den Aufbaujahren nach dem Krieg und der Weg dorthin hieß „Fortschritt“. Das war verständlich und einleuchtend. Die Politiker, die das formulierten, waren glaubwürdig. Sie hatten selbst nichts und krempelten stellvertretend für alle die Ärmel hoch.

Wir sind allerdings heute längst angekommen. Wahrscheinlich muss man die Zielerreichung irgendwo mit Ende der 70er Jahre datieren. Leider war niemand da, der die Zielfahne gehoben hätte. Niemand hat gesagt: „So Ziel erreicht. Zeit für eine neue Vision. Zeit für einen neuen Weg.“

Wir haben kein Ziel mehr, nur noch Fortschritt

Jetzt haben wir also seit über 30 Jahren kein Ziel und keine Vision mehr in Österreich, nur noch Fortschritt. Der Fortschritt sollte uns einst zu Wohlstand führen. Den haben wir aber längst. Also wo soll uns der Fortschritt jetzt hinführen? Niemand weiß das. Wir tun es einfach. Das ist aber fatal. Denn wenn man am Ziel ist und immer weiter fortschreitet, liegt es in der Natur der Sache, dass man das Ziel wieder verlässt. Man kann also sagen, dass wir heute kein Ziel mehr haben, weil es erfüllt worden ist, nur noch einen Weg. Anstatt innezuhalten und sich neue Ziele zu setzen, folgen wir dem kollektiven Aufruf nach Fortschritt, der ja, weil ihm so begeistert und temporeich Folge geleistet wird, heute eher einem Fortlauf gleicht. Wir laufen permanent fort von uns und denken, dass wir weiterkommen. Das Tempo der Bewegung könnte aber auch deshalb so hoch sein, weil wir längst den Zenit erreicht haben und es schon wieder bergab geht. Was soll man sonst denken von einer Gesellschaft, die alles erreicht hat, was an Genuss und Wohlergehen bislang denkbar war, und deren Protagonisten bis in das unterste Glied von Stress und Überlastung hinweggerafft werden? Ist das noch Wohlstand oder bereits ein anderer Zustand?

Im Sinne der Maslowschen Bedürfnispyramide müsste die nächst höhere Stufe an Bedürfnissen angestrebt werden, und ich habe an anderer Stelle schon darauf hingewiesen, dass es höchste Zeit ist, den Begriff der „Liebe“ in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, in das kollektive Wertesystem einzubauen und danach zu leben. Die komplette Visionslosigkeit und Lieblosigkeit von Politik und Ökonomie gebiert jene Kasper, die heute über die Bühne taumeln.

Wenn es wenigstens Hofnarren wären, deren Aufgabe es einst war, durch Witz und Weisheit dem Herrscher die Wahrheit in’s Gesicht zu sagen. Selbst wenn sie es wären – Hofnarren brauchen einen König oder eine Königin. Der Hofnarr selbst als König ist eine Tragödie.

Wo sind die Königinnen und Könige?

Sie sind da. Mitten unter uns. Sie sind überall. Wunderbare Menschen voll Liebe und Ideen und Visionen. Man sieht sie nur deshalb nicht, weil der Blick der Medien auf die schrille Politshow fixiert ist. Andauernd ist irgendwo eine Wahl und dann jubeln einige und reden von „Sieg“ und andere, die verloren haben, reden auch von Sieg und alle täuschen sich darin, „den Wählerwillen verstanden zu haben.“ Dabei ist die Wahl selbst schon ein Prozess, der keinen Willen ausdrückt, bloß Verzweiflung (siehe dazu meinen Artikel über die Ablehnung von Wahlen zugunsten des Losverfahrens). In schöner Süffisanz merkt der amerikanische Journalist und Satiriker Henry L. Mencken (1880 – 1956) an, dass Berufspolitiker im Wesentlichen durch ihre Fähigkeit, Menschen zu verzaubern, an die Macht kommen. „Sie werden durch das Land ziehen auf der Suche nach Gelegenheiten, (…) das Unheilbare zu heilen, das Unauflösbare aufzulösen, das Unreinigbare zu reinigen. Sie werden alle Warzen kurieren, indem sie Beschwörungen über sie aussprechen, und Staatsschulden abbezahlen mit Geld, das niemals jemand verdienen muss. (…) Kurz, sie werden sich ihres Charakters als vernünftige Menschen entkleiden. (…) Der Gewinner (der Wahl) wird derjenige sein, der das meiste mit der geringsten Einlösungswahrscheinlichkeit verspricht.“ (A Mencken Chrostomathy, N.Y. Vintage Books, S.148f)

Die Visionäre gehen längst nicht mehr in die Politik. Sie hüten sich davor, wissen sie doch, dass es dort nichts zu bewegen, bloß etwas darzustellen gibt. Sie sind daher dort, wo Bewegung möglich ist – in den Firmen, in der Gesellschaft. Die Pioniere des Wandels verändern abseits der angeblichen Macht.

Pioneers of Change

In Österreich gibt es zum Beispiel eine Gruppierung, die sich Pioneers Of Change nennt. Die Vereinigung motiviert, begleitet und inspiriert Menschen in ihrer Potentialentfaltung, Visionsfindung, Projektentwicklung und dem Aufbau langfristig erfolgreicher Unternehmungen. Sie agiert dabei liebevoll, menschlich, kreativ, also unpolitisch. Eben erst sind motivierende Interviews mit bekannten Persönlichkeiten auf dem Internet zu sehen gewesen. Zur Betrachtung dieser Interviews haben sich 20.000 Menschen online angemeldet. Das geht schon seit acht Jahren so. Im Verborgenen. Im Verborgenen? Wenn tausende ÖsterreicherInnen an etwas teilhaben, was öffentlich nicht wahrgenommen wird, so ist es nicht verborgen, sondern es ist Teil der Öffentlichkeit. Diesmal hat Bundespräsident van der Bellen eine Videobotschaft an die Pioneers of Change geschickt. Er bekräftigt darin die Notwendigkeit des Visionären und freut sich wohl, endlich jemandem dafür gratulieren zu können. Im offiziellen Österreich hat er eher damit zu tun, Gegner von Visionen in irgendeiner Funktion anzugeloben.

Wir sind eingeladen, den Blick vom gleißenden Licht des Politgeschehens loszureißen, die Augen an die Wahrheit zu gewöhnen und jene Welt zu schauen, von der es noch zu wenig Reportagen und Fotos gibt. In dieser Welt gibt es Unternehmen, die jetzt schon komplett anders agieren und längst nicht mehr auf Ausbeutung und Hire-and-Fire setzen. Das, was wir alle erhoffen, ist längst da.

 

Noch nie gehört, glaub ich nicht

Immer wieder bin ich in Diskussionen verwickelt, wo zuerst der allgemeine und persönliche Weltuntergang besprochen wird. Dem setze ich, um die Stimmung zu heben, eine Firma entgegen, deren GeschäftsführerIn ich eben erst interviewt oder von der ich etwas gehört habe. Ich erzähle eine positive Geschichte von jemandem, der es anders macht. Damit ernte ich ein interessiertes „Na sowas?“. Davon hat noch nie jemand gehört. Weil man von dieser Firma nichts liest im allgemeinen Hire-And-Fire. Aber das wäre doch nur ein Einzelfall, heißt es dann. Also zähle ich andere auf, die mir in der Schnelligkeit einfallen, und ernte Kopfschütteln. Noch nie gehört, glaub ich nicht.

Bitteschön: jene, die es anders machen

Also bitte, hier ein kleines Potpourri von Firmen, die wirklich existieren und anders agieren – sei es, dass sie einen sinnstiftenden Unternehmensgegenstand haben, sei es, dass sie wertschätzend mit ihren MitarbeiterInnen umgehen oder sich ernsthaft um die Ressourcenschonung bemühen – oder gar, man stelle sich vor, alle drei Bereiche berücksichtigen. Ich habe nur Firmen in die Liste aufgenommen, deren ChefInnen ich persönlich interviewt habe (abgesehen von der US Navy). Es sind alles österreichische Firmen. Die sogenannten Nachhaltigkeitspioniere (GEA, gugler, Zotter, Göttin des Glücks, Thoma, …) habe ich bewusst ausgelassen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich bloß um ein überschaubares Vorzeige-Biotop im allgemeinen Strom des Wahnsinns handelt. Die Firmen sind alphabetisch gereiht.

Atempo

Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Produkte und Dienstleistungen, welche die Selbständigkeit von Menschen mit Behinderungen fördern und erhöhen. Da werden zum Beispiel junge Menschen mit Behinderung mittels individuellen Coachings und Lernangeboten beim Übergang von Schule zu Beruf unterstützt. „Wir sind gerade dabei, uns zu verwandeln: von einem reinen Dienstleistungsunternehmen hin zu einem digitalen Startup“, verrät Walburga Fröhlich von atempo, „und wir arbeiten schon sehr intensiv an einem neuen digitalen Produkt für Menschen mit Behinderung und Assistenzbedarf“. >> www.atempo.at

Balance

„Damit wirklich Neues entstehen kann, müssen wir das Alte hinter uns lassen. Das ist radikal.“ Marion Ondricek ist Geschäftsführerin des sozialen Dienstleistungsbetriebes „Balance“. Sie hat dem Unternehmen Radikalität verordnet. Vom Herumschrauben an bestehenden Strukturen und Prozessen hält sie nichts. Ondricek war selbst eine Verfechterin klassischer Managementmodelle, hat sie aber als innovationsfeindlich erlebt und schließlich über Bord geworfen. Aus Verantwortung den betreuten Menschen gegenüber, die von den 270 Balance-MitarbeiterInnen begleitet werden. „Wir müssen weg von diesem systemzentrierten Denken hin zu personenzentrierter Unterstützung“, sagt sie, „wir haben standardisierte Abläufe und was ist deren Ziel? – Die Menschen passend für das System zu machen. Ich möchte aber das System passend für die Menschen machen.“ >> www.balance.at

Bergergut

Das Hotel ist seit über 30 Jahren bekannt als Hotel für Paare. Die junge Eva-Maria Pürmayer hat vor Kurzem das Hotel übernommen und nimmt das Liebes-Motto des Hotels sehr ernst: „ja, wir wollen mehr sein als ein Hotel. Die Menschen sehnen sich nach einem nachhaltigen Liebesleben. Wir geben Impulse dafür.“ Sie denkt über Liebe und Partnerschaft nach und formt entsprechende Angebote. >> www.romantik.at

Dahir

„Alle kümmern sich um die Liegenschaft“, sagt Immobilienverwalterin DI Dagmar Kotzmuth, „aber wer kümmert sich um die Menschen?“ Dagmar und Georg Kotzmuth tun es. Sie haben dazu Dahir, die erste „sozial-ökonomische Hausverwaltung“ (Eigendefinition) gegründet. Die Liegenschaften sind in wenig attraktiver Lage von Graz, viele Mieter haben Migrationshintergrund. Dahir ist ein soziales Mitmach-Projekt. Das Hausverwalter-Ehepaar kennt jede(n) Mieter(in) persönlich, kümmert sich um Jobs, Kindergartenplätze und sorgt dafür, dass die Mieter sich gegenseitig bei Übersetzungsaufgaben und Amtswegen unterstützen. Dahir ist nicht nur sozial, sondern damit auch sehr erfolgreich. Es gibt kaum Mietausfälle, Räumungsklagen oder Beschädigungen. >> www.dahir.eu

Erdbeerwoche

Die Klagenfurterin Bettina Steinbrugger und die Münchnerin Annemarie Harant haben im Jahr 2011 die Marke „erdbeerwoche“ für nachhaltige Damenhygiene entwickelt. Die Firma arbeitet ausschließlich mit europäischen Firmen zusammen und präsentiert auf der Website Produkte verschiedenster Anbieter, die man sonst als Konsumentin nur mit mühsamer Internetrecherche finden würde. „Wir checken die Lieferkette und die Produktion. Wir haben beispielsweise wiederverwendbare Slipeinlagen im Programm und schauen uns an, wo diese unter welchen Bedingungen genäht werden“.  Und natürlich testen die Damen jedes einzelne Produkt selber, bevor es auf erdbeerwoche.com zum Kauf angeboten wird. „Es geht um meine Gesundheit als Frau und die des Planeten“, erklärt Steinbrugger ihr Engagement. >> www.erdbeerwoche.com

Foodsharing

Raphael Fellmer lebt heute fast ausschließlich von geretteten Lebensmitteln, wie er es nennt – also von Lebensmitteln, die absolut in Ordnung sind, aber ausgemustert werden. Diese Idee machte er für alle zugänglich. Sein Team holt abgelaufene Lebensmittel, etwa von der Bio-Kette denns, ab und über die Plattform www.lebensmittelretten.de sieht man, wo man sich was holen kann. Das ist kein Charity-Projekt, bei dem man irgendeine Bedürftigkeit nachweisen muss. Jeder darf Lebensmittel hergeben und nehmen. >> foodsharing.de

Gekko

Marcus Weixelberger ist Geschäftsführer von Gekko, einem IT-Dienstleistungsbetrieb mit 30 Mitarbeitern, und übt den täglichen Grenzgang. „Wir arbeiten hier mit der Generation Y. Klassische Führung funktioniert da nicht. Wir pflegen den Dialog. Es geht um Sinnhaftigkeit, Freude und gute Rahmenbedingungen.“ Die gibt es offenbar. Die Leute bewegen sich im Büro auf Trittrollern fort, treffen sich zum Tischfußball oder im Fitnessraum und haben einen Sandspielplatz. Jeder Mitarbeiter hat rund 30 m2 Bürofläche zur Verfügung, eine 600 m2 große Terrasse lädt zum Arbeiten und Entspannen ein. Luxus? Für Weixelberger ist es Strategie: „Jedesmal, wenn wir Raum geschaffen haben, hat sich der Umsatz weiter entwickelt. Platz und Licht lösen Produktivität aus. Wir sitzen ja hier nicht unsere Zeit ab, sondern suchen kreative Lösungen.“ >> www.gekko.at

Hydroconnect

Die Firma produziert eine geniale Fischaufstiegshilfe – eine Drehrohr-Doppelwasserkraftschnecke. Das schwierige Wort sagt, worum es geht: Eine komplett verschweißte Metallschnecke (Fischabstieg) mit integrierter innenliegender Fischförderschnecke (Fischaufstieg) ragt vom Ober- in’s Unterwasser, dreht sich sanft mit gerade einmal 1 bis 20 Umdrehungen pro Minute. Sie transportiert Fische ohne Kraftanstrengung nach dem archimedischen Prinzip hinauf und hinunter. Die Fische werden von dem leichten Sog angelockt und sanft wie in einem Paternoster befördert. Null komma Null Prozent Mortalität, keine Verletzungen! >> www.hydroconnect.at

myAbility

Gregor Demblin hat sich 1995 bei einem Badeunfall eine Querschnittlähmung zugezogen. Er gründete gemeinsam mit Personalmanager Wolfgang Kowatsch myAbility und berät jetzt Firmen im Umgang mit behinderten Menschen. Gibt es in einem Unternehmen eine offene Kultur für Behinderung, so verringert sich nachweislich die Zahl der Abwesenheiten und Krankenstände. Die Menschen fühlen sich als solche ernst genommen und nicht als Hochleistungsroboter missbraucht. In solch einem Klima wagt man auch zu sagen, wenn man mit einem Job überfordert ist, und das Unternehmen kann sofort reagieren. Die Menschen powern sich nicht aus, die Produktivität bleibt erhalten. MyAbility ist übrigens nicht auf Spenden oder Förderungen angewiesen und agiert rein privatwirtschaftlich. >> www.myability.org

my salifree

„Eigentlich sind wir alle total übergepflegt“, sagt Ulrike Ischler, „wenn ich an mich denke: ich habe im Alter von zwölf Jahren mit Begeisterung angefangen, mir tonnenweise Farbe ins Gesicht zu schmieren. Wir schmieren uns mit herkömmlicher Kosmetik täglich bis zu 500 unterschiedliche chemische Stoffe auf die Haut und hindern sie damit, für sich selbst zu sorgen.“ Ischler leitet heute eine Kosmetiklinie namens mysalifree, die frei von Salicylaten und ätherischen Ölen und bedenklichen Mitteln wie Parabenen, Mineralöl, Silikonen uvm. ist. mysalifree macht es sich zum Anliegen, alle Inhaltsstoffe auf transparente und verständliche Weise zu deklarieren und in Diskussion stehende Inhaltsstoffe überhaupt zu vermeiden. >> www.mysalifree.com

Tele-haase

Christoph Haase war Art Director in einer Werbeagentur und hat schließlich doch, obwohl er von Technik keine Ahnung hat, einen Fertigungsbetrieb für elektronische Komponenten und Relais von seiner Mutter übernommen. Dort hat er eine „Generalüberholung“ (Eigendefinition) durchgeführt. Heute gibt es bei tele-haase keine Hierarchien, kein klassisches Management, aber jede Menge Eigenverantwortung. Christoph Haase hat eine Idee vom „Unternehmen der Zukunft“, die ihn treibt. >> www.tele-haase.at

US Navy

Die USS Michael Monsoor ist 2016 vom Stapel gelaufen und in Dienst gestellt. Es ist das bei weitem interessanteste Kriegsschiff der US Navy. Was es auszeichnet, ist nicht die Technik, sondern das Fehlen der üblichen Kommandostruktur. Es gibt auf dem Schiff keinen Kommandanten auf der einen und gehorsame Befehlsempfänger auf der anderen Seite. Vielmehr wurden die Generalprinzipien Vertrauen, gegenseitige Unterstützung und individuelle Weiterentwicklung ausgerufen. Der Kommandant der Michael Monsoor ist kein Drill Sergeant mehr, sondern ein Coach, der weiß, dass sein Team im Ernstfall die richtige Lösung finden wird. Mehr dazu >> hier

So, das war’s für’s Erste. 12 Unternehmen, die „es anders“ machen. Anders als bisher. „Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt“, meinte Arthur Schopenhauer. Wenn die US Navy Partizipationstechniken einführt, sind wir wohl am Weg in eine neue Selbstverständlichkeit.