Koisser schreibt über Größe

Wagen wir es, exzellent zu sein. Streben wir die Weltmarktführerschaft an. In was auch immer. Nur wenn wir unser Licht scheinen lassen, ist es hell auf der Welt (2016)

Der jamaikanische Sprinter und mittlerweile siebenfache Olympiasieger Usain Bolt sagte in einem Interview: „Wenn ich mal aufhöre, will ich etwas Einmaliges hinterlassen, und die Menschen sollen mit Ehrfurcht von mir sprechen.“ Als er nach seinem jüngsten Sieg in Rio seine Ehrenrunde drehte, wurde der schnellste Mann der Welt frenetisch gefeiert. Die Welt spricht mit Ehrfurcht von ihm.

Aber darf man sich so etwas wünschen? Und wenn man es sich wünscht, darf man es laut sagen? So wie Muhammad Ali, der ein großes Vorbild für Bolt ist, und durch mächtige Fäuste und eine große Klappe berühmt wurde. „Ich bin der Größte“, schrie er wiederholte Male nach seinem Sieg gegen Sonny Liston. Dieser Meinung hing er auch weiterhin an. Viele mochten ihn deshalb nicht.

„Er hat ein bisschen zuviel Selbstbewusstsein“, sagte man über ihn. Den Spruch habe ich öfter gehört. Er traf immer Menschen, die es wagten, etwas Großes zu wollen, überzeugt waren, es auch erreichen zu können, und es laut sagten.

Zu viel Selbstbewusstsein! Über den Satz habe ich oft nachgedacht. Er kann nicht stimmen, weil Selbstbewusstsein etwas ist, was man hat oder nicht hat. Es kann vielleicht schwach sein, aber zuviel davon kann man nicht haben. Es ist als sagte man, jemand hat zuviel Gesundheit. Davon gibt es kein Zuviel. Es ist das Optimum, gesund zu sein. Und selbstbewusst.

Selbstbewusstsein ist das Immunsystem unseres Bewusstseins. Es bewahrt uns vor dem Befall von Misanthropie, Depression und dem Virus des alles zernagenden Zweifels. Selbstbewusstsein ist die Nährlösung für Mut und Zutrauen.

Ich bin Leuten mit Selbstbewusstsein auch lange skeptisch begegnet, vor allem deshalb, weil sie mich an mein eigenes Unvermögen und mein Zaudern erinnert haben. Man umgibt sich doch eher mit seinesgleich. Nur leider: die Verbindung zweier Täler macht noch keine Anhöhe.

Ich umgebe mich heute gerne mit Menschen, die an sich glauben und von sich und ihren Zielen erzählen. Sie machen mir Mut, selbst an mich zu glauben und Ziele und Visionen in’s Auge zufassen. Wagen wir es doch, exzellent zu sein. Streben wir die Weltmarktführerschaft an. In was auch immer.

Sylvie Chin zum Beispiel ist chinesischstämmige Französin und arbeitet seit sechs Jahren an der ClearKarma Platform, wo sie einen globalen Standard von transparenten Lebensmittelinformationen für Konsumenten schaffen will. Im ersten Schritt erhalten Restaurants eine digitale Speisekarte samt sicherer Allergenkennzeichnung. Darauf können alle Inhaltsstoffe von allen Produkten bis ins letzte Detail nachvollziehbar und für Gäste abrufbar sein.

Braucht das die Welt? Auf alle Fälle braucht die Welt Leute und Unternehmer*innen, die an sich glauben. Der Glaube versetzt Berge, wie ein Sprichwort sagt. Man kann auch grandios scheitern, aber es nicht versucht zu haben, wäre schade. Friedrich Nietzsche hat einmal sinngemäß gesagt: „Wir sind Stellvertreter der Sonne auf Erden und wenn wir uns weigern zu scheinen, ist es dunkel auf der Welt.“

Ich selbst weiß heute, dass ich ein guter Schreiber bin. Mein neues Buch mit dem Titel „Die Kunst, sich zu verändern“ ist jetzt gerade in die Buchhandlungen gekommen. Braucht das die Welt? Keine Ahnung. Ich weiß nur eins: ich bin der Größte.